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Wohn- und Geschäftshaus Gerzenstejn

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Kanatnaja-Straße 64

Niedrige Bauten im Jugendstil sind in Odessa selten und stellen meistens schlichte Hintergrundbebauung dar. Ein Beispiel dafür ist das Haus Gerzenstejn, das im Dekor die für die Entwürfe des Architekten A. Golzwurm typischen Merkmale aufweist.

Gebäudeart: Wohn- und Geschäftshaus
Baustil: Jugendstil
Architekt: unbekannt (Bau), A.I. Golzwurm (Umbau)
Bauzeit: Ende 19. Jh., 1910-er Jahre
Status: Hintergrundbebauungsobjekt

Die Straßenfassade

Gesamtansicht

Historische Erkenntnisse über das Haus auf der Kanatnaja-Straße 64 fehlen fast komplett. Die Straßenfassade des Vorderhauses ist im Jugendstil gehalten; sonstige Grundstücksbauten, die vermutlich Ende 19. Jh. entstanden, weisen keine besonderen architektonischen Stilmerkmale auf. Das Verzeichnis «Wsja Odessa» (Ganz Odessa) führt ab Ende 1900-er Jahre eine(-n) Gerzenstejn als Besitzer des Grundstücks in der Kanatnaja-Straße 64 auf, und die bereits vorhandene Bebauung wurde in seinem Auftrag umgestaltet. Die Bezeichnung Haus Gerzenstejn ist somit eine provisorische, weil sich ein genaues Baujahr nicht feststellen lässt.

Vermutlich fallen die Umbauarbeiten unter der Leitung von Golzwurm zeitlich mit dem Bau des großen Mietshauses E. Pikel in der Kanatnaja-Straße 52 zusammen, weil sich einige Fassadenelemente der beiden Häuser ähneln.

Auf dem Grundstück Kanatnaja-Straße 64 sind ein eingeschossiges Vorderhaus und ein zweigeschossiges Hinterhaus errichtet. Das fast symmetrische Vorderhaus ist durch eine Einfahrt in zwei unabhängige Flügel aufgeteilt. Die Einfahrt ist straßenseitig durch zwei schmale Wandpfeiler und einen mit einer einfachen Platte gedeckten Torbogen abgesetzt.
Die Einfahrt ist leicht nach links versetzt, die Asymmetrie fällt aber kaum auf. Die Wandpfeiler an den Fassadenflächen, die an die benachbarten Häuser angrenzen, sind mit den Wandpfeilern der Einfahrt identisch. Über dem Haus krönt ein schmuckloses massives Attika, und die Einfahrt ist durch einen Rundgiebel betont.

Wandpfeiler und Rundgiebel

Gesamtansicht Wandpfeiler, Dekor des oberen Teils

Besonders erwähnenswert ist das gut erhalten gebliebene Einfahrtstor. Seine Ornamente sind angelehnt an die der Balkonbrüstungen und Treppengeländer des bereits erwähnten Hauses Pikel, 1910 von Golzwurm im schlichten Sezessionsstil erbaut. Die beiden Bauten ähneln sich auch in der plastischen Formensprache.

Das Einfahrtstor

Gesamtansicht Einfahrtstor, ein Ausschnitt
Die Einfahrt und das Tor vom Innenhof aus

Über die Einfahrt gelangt man in einen geräumigen Innenhof, der links mit einem zweigeschossigen Wohnhaus in einem undefinierbaren Baustil und rechts mit der Feuerwand des benachbarten Hauses Nummer 62 abschließt.

Hinterhaus

Gesamtansicht

Die Außentreppe

Gesamtansicht Geländerpfosten, ähnlich denen des Treppenhauses, aber besser erhalten geblieben

Im Hinterhaus sind einfache Treppen aus Metall gut erhalten geblieben; ähnliche Treppen sind in den Ende 19. Jh. errichteten Bauten oft anzutreffen, verschwinden aber in der Moderne. Die Innenausstattung des Hinterhauses — die Außen- und Innentreppe sowie die Eingangstür — zeugen ebenfalls davon, dass die Bebauung aus der Zeit vor der Moderne stammt.

Eingangstür

** Literatur- und Quellenverzeichnis **

  • V. Piljawski «Zdanija, soorushenija i pamjatniki Odessy i ih zodtschije» (Häuser, Bauwerke, Denkmäler von Odessa und ihre Architekten)
  • Artikel zum Haus im Blog Antique

Von:

2017